Was jetzt

Portisch, Hugo

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Hugo Portisch ist den meisten als Autor und Journalist bestens bekannt, zumindest den Österreichern und Österreicherinnen unter den Besuchern der Schmökerei. Mit seinen umfangreichen Werken „Österreich I“ und „Österreich II“ wurde er zum „Geschichtelehrer der Nation“ und hat damit selbst im besten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben. Was ihn zu dem kleinen und vergleichsweise schmalen Bändchen „Was jetzt“ bewogen hat, erklärte er in einem Mittagsjournal-Interview vom 18.10.2011 so:

„Man beschwere sich zwar jeden Tag über die EU, aber sehr wenige Leute wüssten wirklich Bescheid über die Union und den Euro. Und der Titel kommt so zustande: „Die EU ist jetzt an der Kippe. Die deutsche Kanzlerin Merkel sagt, unter Umständen platzt der Euro. Wenn der Euro platzt, dann platzt die EU. Und wo sind wir dann? Wieso kam es so weit und wo sind wir jetzt?“ Ein Grund ist für Portisch die Gemeinschaftswährung: „Der Euro ist eine gewaltige politische Entscheidung gewesen, vor der die Experten damals gewarnt haben, dass sie zu rasch und ohne Wirtschaftsunion umgesetzt wird.“ Portisch meint aber nicht, dass eine Wirtschaftsunion her müsste, um die Eurokrise zu bewältigen: „Das muss man jetzt besser überlegen als man sich den Euro überlegt hat.“ Grundsätzlich hält Portisch von der politischen Führung wenig: „Das politische Personal in der ganzen Welt ist schwach, einschließlich des Herrn Obama.“ Besonders gilt das laut Portisch aber für die EU: Im Vertrag von Lissabon sei endlich vereinbart, dass die EU einen Ratspräsidenten und einen Außenminister erhalten soll. „Das hätten die nationalen Regierungen mit starkem Personal besetzen können. Aber die Schwächsten haben wir uns ausgesucht.“ Dass die Bürger kein Vertrauen in die EU aufbauen, dafür gibt Portisch den nationalen Regierungen und Parlamenten die Verantwortung. Der Lissabonner Vertrag sei nicht erklärt worden. „Wo waren denn unsere EU-Abgeordneten zu diesem Zeitpunkt?“, so Portisch. Dass sich die nationalen Staaten vermehrt innerstaatlichen Angelegenheiten zuwenden, führt Portisch darauf zurück, dass die Errungenschaften der EU zur Selbstverständlichkeit geworden seien: der Frieden, die Kooperationen, die im Wesentlichen gut laufende Wirtschaft, offene Grenzen. „Aber auf die EU zu schimpfen ist populär. Hurra!“ Was ist zu tun, damit die EU eine Zukunft hat? Die EU müsse nun vor allem alles tun, um die Finanzspekulation einzudämmen, so Portisch. Die großen Finanzkrisen seien auf die Globalisierung zurückzuführen, nicht auf die EU. „Die Finanzspekulation ist heute das Übel schlechthin in der Welt.“¹

¹https://oe1.orf.at/artikel/288679/Hugo-Portisch-Was-jetzt

Hugo Portisch war in Österreich eine Journalistenlegende. Als er am 1. April 2021 im Alter von 94 Jahren starb, erschien auf www.orf.at der folgende Nachruf:

„Der wohl berühmteste österreichische Journalist Hugo Portisch ist tot. Der breiten Öffentlichkeit wurde Portisch als Chefkommentator des ORF bekannt. Wie kein Zweiter beherrschte er bis zuletzt die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Sein Markenzeichen: Sprechen ohne Punkt und Komma, druckreif und mit großem Enthusiasmus der Information gegenüber, womit er die Neugier und das Interesse seines Publikums weckte. Für die heimische Medienlandschaft war Portisch zweifellos der wichtigste Journalist nach 1945. Nun starb er im Alter von 94 Jahren. Als Gestalter der Fernsehserien „Österreich II“ und „Österreich I“ wurde er zum wichtigsten Deuter der Republik – und damit so etwas wie eine nationale Institution, die auch noch längst nach der Pensionierung um Stellungnahmen gebeten wurde. Mit der vierteiligen Reihe „Die Zweite Republik – Eine unglaubliche Geschichte“ legte er nach, später folgte unter anderem „Die Geburt Europas“. Geboren wurde Portisch 1927 in Bratislava als Sohn eines angesehenen liberalen Journalisten. Sein Vater entzog sich, allen Gefahren zum Trotz, dem Zugriff der nationalistischen Kräfte der Tschechen und Slowaken und später dem des Nationalsozialismus, was auch den jungen Hugo prägte. Als er in den letzten Kriegswochen zur Waffen-SS einberufen wurde, floh er quer durch Böhmen bis ins freie Nachkriegsösterreich, wo er zunächst ein Leben unter ärmlichen Verhältnissen startete. „Es hat mir nichts ausgemacht, denn ich hatte jeden Tag eine solche Freude, am Leben zu sein, und eine solche Freude, dass es keinen Krieg und keine Verfolgung gibt“, sagte Portisch dazu einmal im Interview. Seine Karriere als Journalist in der Nachkriegszeit verlief steil. 1947 startete er beim St. Pöltner Presseverein, ein Jahr später übernahm er den Posten als Redaktionsaspirant bei der „Wiener Tageszeitung“, dessen außenpolitisches Ressort er 1950 übernahm. 1954 holte Hans Dichand ihn zum „Kurier“, der damals größten Tageszeitung Österreichs. 1958, nach Dichands Abgang, wurde er Chefredakteur. Knapp zehn Jahre später heuerte er als Chefkommentator beim ORF an. Der ORF war so etwas wie ein Ankommen für ihn. Für den Österreichischen Rundfunk reiste Portisch noch zu Sowjetzeiten als Korrespondent nach Moskau und Sibirien oder auch nach Kuba. Er war einer der Ersten, der China erkundete. 1964, zu einer Zeit, als Berichte aus fernen Ländern allgemein noch selten waren, war er als einziger westlicher Journalist im Lande. Portisch kommentierte 1969 die erste Mondlandung – der ORF übertrug diese damals in einer 28 Stunden und 18 Minuten langen Sendung. Seine Bücher, die er nach seinen Reisen verfasste, verkauften sich international hunderttausende Male. Hugo Portisch war durch und durch Journalist, der die Grundsätze einer gewissenhaften Recherche mit dem Credo „Check, Re-Check, Double-Check“ hochhielt – jedes Faktum überprüfen, dreimal. „Die Unwahrheit ist der Feind des Journalismus“, so meinte er einmal im ORF.at-Interview. In diesem Sinne zählte es für ihn zum journalistischen Einmaleins, die an ihn herangetragene „Wahrheit“ nicht für gegeben anzunehmen, sondern stets auch der anderen Seite Gehör zu schenken. Seine Unabhängigkeit hielt Portisch immer hoch. Als ihm in den 90er Jahren von Rot und Schwarz eine parteiübergreifende Kandidatur als Bundespräsident angeboten wurde, lehnte er ab, wohl auch aus dem Grund, dass Journalist für ihn „der tollste Beruf auf der Welt“ war. „Man kann über alles berichten, wenn man sich seiner Aufgabe bewusst ist: Das, was man gesehen und gehört hat, so zu vermitteln, dass alle es verstehen. Und es gehört der Drang dazu, nicht nur zu schreiben oder zu sprechen – sondern etwas zu bewegen.“ In die Annalen der Medienpolitik schrieb er sich auch als Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens ein, das in die Rundfunkreform mündete. 2018 wurde Portisch zum Ehrenbürger Wiens ernannt und erklärte anlässlich der Verleihung, dass die vielen Lobesworte „schwer zu ertragen“ seien. Er habe durchaus etwas für Wien geleistet, wie er mit Augenzwinkern anmerkte: In nur 14 Tagen hätten Unikollegen und er die von Trümmern verschüttete Rathausbibliothek ausgegraben, erinnerte er sich in seiner Dankesrede bei der Zeremonie im Rathaus. 2018 starb auch seine langjährige Ehefrau, die Schriftstellerin Gertraude Portisch. Gertraude Portisch, die unter ihrem Mädchennamen Traudi Reich zahlreiche Kinderbücher verfasste, trat auch als Autorin von Lyrikbänden und Novellen sowie des Romans „Cassiel“ (Edition Atelier) hervor. Für seine Arbeit wurde Portisch u. a. mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und dem Fernsehpreis Romy ausgezeichnet. Unter seinen zahlreichen Büchern befindet sich auch durchaus unpolitisches: 1989 verfasste er zusammen mit seiner Frau Gertraude den Band „Pilzesuchen – ein Vergnügen“. Seine Autobiografie „Aufregend war es immer“ wurde zu seinem 90. Geburtstag ergänzt und neu aufgelegt. Damals legte er auch mit „Leben mit Trump – ein Weckruf“ eine damals hochaktuelle Betrachtung des Umbruchs in den USA und dessen internationale Folgen vor. 2018 wurde er zum Wiener Ehrenbürger ernannt, im Herbst 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik.“

Signatur

Autor: Portisch, Hugo
Erscheinungsort: Salzburg
Verlag: Ecowin
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN: 9783711000194
Sprache: Deutsch
Seiten: 77
Gewicht in gramm: 197
Größe in cm: 18,9 x 13,3
Ausstattung: Gebunden miit Schutzumschlag
Bewertung: Einwandfreier Zustand/wie neu