Männer lassen lieben. Die Sucht nach der Frau

Wieck, Wilfried

2,00 

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„Im Grunde fing alles mit einem kleinen Taschenbuch an. Oder nein, mit einer Bitte, der ich nicht entsprach. Ich war vierund­vierzig Jahre alt, als ich 1982 ein Buch las, das mir meine Partne­rin seit drei Jahren dringend ans Herz gelegt hatte: »Die Stärke weiblicher Schwäche« von Jean Baker-Miller, einer Psychothe­rapeutin. Hinsichtlich des Verständnisses für die Beziehungen zwischen Frau und Mann hatte ich unbekümmert vor mich hin gedämmert, obwohl ich mich seit langem mit Tiefenpsychologie befaßte und in Kreisen gesellschaftskritischer Menschen be­wegte. Außerdem hielt ich mich nicht für einen typischen Mann. Das tut der typische Mann nie. Chauvinismus, Sexismus, Ge­fühl- und Verständnislosigkeit waren Begriffe, die ich benutzte, im Grunde aber nicht auf mich bezog. Der Mann läßt lieben. Er läßt die Frau lieben. Er läßt sich lie­ben. Aber er liebt nicht. Wenn sie geliebt werden will, dann läßt er das Lieben. Dann wird ihm alles zu schwierig. Wie die meisten Männer hatte ich bis dahin kaum etwas über die Geschlechterfrage gelesen. Wissenschaftliche Bücher, so meinte ich, waren wichtiger. Es dauerte drei Jahre, bis ich Irmgards Bitte entsprach. Das Buch verunsicherte mich, alles betraf mich. Nach der ersten Erschütterung begann ich, mein Mannsein in dieser Gesellschaft problematisch zu finden. Ein Schamgefühl darüber stellte sich ein, daß ich die Erkenntnisse der Frauenbewegung so lange igno­riert hatte. Dann beunruhigte mich, daß ich drei Jahre lang gebe­ten werden mußte. Wie steht es mit meiner Liebesfähigkeit? Durch psychologische Schulung und therapeutische Tätigkeit war mir die Auseinandersetzung mit meiner Person vertraut. Ich hatte viel über mich als Mensch erfahren, mein Mannsein aber kaum reflektiert. Konnte ich bis dahin überhaupt etwas Rechtes über mich als Mensch erfahren haben? Selbsterkenntnis war nachzuholen. In meinen Dämmerzustand hinein fiel plötzlich ein Licht. Es wurde Auftakt zu einer Reise, während der es zu­nehmend heller wurde. Sie begann allerdings zögernd und stockend, mit viel Widerständen.“

[aus der Einleitung zu diesem Buch]

Signatur

Autor: Wieck, Wilfried
Erscheinungsort: Stuttgart-München
Verlag: Deutscher Bücherbund
Erscheinungsjahr: o. J.
Auflage: Lizenzausgabe; die Originalausgabe erschien 1987 im Kreuz Verlag Stuttgart
Sprache: Deutsch
Seiten: 206
Gewicht in gramm: 258
Größe in cm: 20,6 x 12,7
Ausstattung: Taschenbuch; Literaturverzeichnis
Bewertung: Einwandfreier Zustand/wie neu