„Wieso die Sowjetunion in so kurzer Zeit zerfallen, die Sowjetmacht in so wenigen Tagen gebrochen werden konnte, das erklärte mir ein enger Berater Gorbatschows so: ‚Wenn Sie bei einem Elektromagneten den Strom abschalten, hört er auf, ein Magnet zu sein. Wenn Sie in unserer Art des Sozialismus die Gewalt aufgeben, bricht er zusammen.‘ Im August 1991 ist der von Lenin weitgehend auf Gewalt aufgebaute Sowjetstaat zusammengebrochen. Das Volk hat sich gegen die Gewalt gestellt und sie überwunden. Für die Welt kam der schnelle Zusammenbruch dennoch überraschend.“
[Aus der Einleitung des vorliegenden Bandes]
Wie es zu diesem überraschend schnellen Zusammenbruch des Sowjetkommunismus kommen konnte, das analysiert Hugo Protisch in dem wie immer minutiös recherchierten Band im Detail entlang der chronologischen Entwicklung. Er spannt dabei den Bogen von der Februarrevolution 1917 über die Oktoberrevolution im gleichen Jahr, der eigentlichen „Russischen Revolution“, zunächst bis zur Abkehr von der Ideologie der „Weltrevolution“ hin zur Etablierung des „Sozialismus in einem Land“ und spart dabei auch den Hitler-Stalin-Pakt des Jahres 1939 nicht aus. Die Sowjetisierung Osteuropas nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und die Ära des „Kalten Krieges“ bilden einen weiteren Schwerpunkt des Bandes, der mit der Person des letzten Generalsekretärs der KPdSU Michail Gorbatschow endet, dessen Konzept von „Glasnost“ und „Perestroika“ nicht die so dringend notwendige Umgestaltung des Riesenreiches brachte sondern dessen Zusammenbruch einläutete.
Hugo Portisch, geboren 1927, Dr. phil., seit 1947 Journalist, war viele Jahre Chefredakteur des Wiener „Kurier“ und ist als Kommentator des weltpolitischen Geschehens den Zuschauern fast aller deutschsprachigen, aber auch angelsächsischen Fernsehstationen bekannt. Er ist Autor zahlreicher politischer Bücher, unter anderen „So sah ich China“ (1965) „So sah ich Sibirien“ (1967) „Friede durch Angst“ (1970) oder „Die deutsche Konfrontation“ (1974) sowie vieler internationaler Fernsehdokumentationen. Für seine objektive und allgemeinverständliche Darstellung komplizierter weltpolitischer Vorgänge wurde Dr. Portisch mit der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet, erhielt den „Dr.-Karl-Renner“-Preis für besondere journalistische Leistungen und den Fernsehpreis der österreichischen Volksbildung. Er war in den 1970er und 1980er Jahren bereits ein angesehener Journalist und geschätzter Kommentator des Zeitgeschehens, lange bevor er mit seinen Projekten „Österreich I“ und „Österreich II“ Meilensteine in der historisch-politischen Berichterstattung auch für Österreich setzte.