„Die Mythen und Legenden um die Welt der Geister sind so zahlreich wie widersprüchlich. Nichts ist sicher außer dem einen — daß nichts sicher ist. Im Reich der Geister ist alles möglich. Geisterwesen waren von den frühesten Anfängen an Gegenstand menschlichen Rätselns. Was sind Geister? Woher kommen sie? Der nordischen Mythologie zufolge krochen aus der Leiche des Riesen Ymir Maden hervor, die zu Lichtelfen und Dunkelelfen wurden. Lichtelfen bevölkern die Lüfte, sind gütig und froh; Dunkelelfen aber sind hinterhältig, böse und abstoßend. Und so lautet die isländische Version der Geburt der Geister: Eines Tages wusch Eva all ihre Kinder am Fluß, als Gott zu ihr sprach. Voll Angst und ehrfürchtiger Scheu versteckte sie die Kinder, die noch ungewaschen waren. Gott fragte, ob das all ihre Kinder seien, und sie antwortete mit »Ja«. Da bestimmte Gott, daß die, die sie vor ihm verborgen hatte, für immer verborgen bleiben sollten. Sie wurden zu Elfen und Feen und waren in skandinavischen Ländern unter der Bezeichnung »Huldre Folk« bekannt. »Huldre« Mädchen sind besonders schön, haben aber einen langen Kuhschwanz; oder wenn dies nicht der Fall ist, sind sie von hinten hohl und bieten nur eine schöne Vorderfront, womit sie in dem Geiste fortleben, in dem sie entstanden. In anderen Gegenden glaubt man, daß Geister gefallene Engel sind: nicht schlecht genug für die Hölle und nicht gut genug für den Himmel — dazu verdammt, ewig in zwielichtigen Zwisehenregionen, dem »Mittelreich«, zu leben. In Devonshire glaubt man, daß Pixie-Kobolde die Seelen ungetaufter Kinder sind. Aber all das sind bereits christliche Vorstellungen, während die Welt der Geister sehr viel älter ist und Jahrtausende vor die Zeit des Christentums zurückreicht. Sie existierte — und existiert heute noch — in unterschiedlichen Formen überall in der Welt.“
[aus der Einleitung, S. 9]