Österreichische Geschichte. Mit 24 Tafelbildern

Kralik, Richard von

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Das vorliegende Werk versteht sich als Historia Universalis Austriae, als Universalgeschichte Österreichs, beginnend in der Steinzeit und endend mit dem Jahr 1914, dem Jahr, in dem die dritte Auflage dieser Geschichte Österreichs erschienen ist. Österreich wird daher in den Grenzen der k. u. k. Monarchie gesehen und für den Autor ist die Geschichte Österreichs „das Problem, wie mehrere einander fremde Nationen ein einheitliches staatliches Gebilde zu höheren Zwecken der Kultur und Politik ausmachen können. Die Weltgeschichte scheint damit eines ihrer Hauptprobleme aufgestellt zu haben und es stufenweise lösen zu wollen oder von uns lösen zu lassen.“

Die erste Stufe bildet für den Vefasser die „Weltmonarchie“, die durch die Vorherrschaft jeweils eines Reiches charakterisiert ist, angefangen bei Ägypten und Assyrerien/Babylonien, über die Perser bis zu den Griechen und Römern. Dieses System wird abgelöst durch die zweite Stufe, jene des „politischen Gleichgewichtes“, das in der christlichen Ära beginnt und bis zu den napoleonischen Kriegen dauert. Kralik sieht es gekennzeichnet durch das Gleichgewicht, das sich beispielsweise zwischen den germanischen Völkerschaften zurzeit der Völkerwanderung und dem spätrömischen Reich eingestellt hat oder im Verhältnis des christlilchen Abendlandes zum „islamitischen“ Orient, wo hier wie dort keine dauerhafte Vorherrschaft eines Teiles mehr gegeben war. Die dritte Stufe schließlich ist für ihn der Staatenbund, die Allianz, die das Gleichgewicht der Großmächte ablöste, ausgelöst durch die Machtansprüche Napoleons, denen das alte System des europäischen Gleichgewichtes nicht standhielt. der „Deutsche Bund“ ist für den Autor beispielsweise Audruck dieser dritten Stufe aber auch der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Folgerichtig sieht Kralik die Aufgabe einer österreichischen Geschichte nicht darin, „Spezialgeschichten der einzelnen Länder und Gaue zusammenzutragen, aus denen die österreichisch-ungarische Monarchie besteht. Denn Österreich ist nicht die Summe aller Länder, Städte und Dörfer, die in der Verwaltung des Hauses Österreich stehen; Österreich ist vielmehr eine über all dem stehende Idee, die sich immer mehr verwirklicht. Diese Idee umfaßt selbstverständlich alle Länder des heute dualilstisch formulierten Staatsgebietes“ (aus der Einleitung, Seite III-V).

Interessant ist auch das Nachwort zur dritten Auflage, die zeitlich ziemlich exakt mit dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajewo am 28. Juni 1914 zusammenfällt und das bekanntlich den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflusst hat. Der Autor Richard von Kralik lässt uns dazu seine Einschätzung des Ereignisses wissen: „Während diese österreichische Geschichte zum dritten Male in die Öffentlichkeit hinausgeht, wird Österreich von einer unerwarteten Katastrophe betroffen. Der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wird mit seiner Gemahlin am 28. Juni zu Sarajevo von einem doppelten Attentat getroffen und mit seinem Leben wird der Geschichte Österreichs eine der höchsten Hoffnungen entrissen […] Die Mordtat gehört in jene Reihe arger Feindseligkeiten, die seit 1908 von serbischer Seite ausgingen […] Der Meuchelmord hat dem österreichischen Staat einen seines Österreichertums kräftig bewußten Fürsten entrissen, eine starke Stütze für dessen Zukunft; aber er hat Österreich nicht im geringsten erschüttert; er hat im Gegenteil die Sache Österreichs unendlich gestärkt, die Sache seiner Feinde entschieden geschwächt […] Wenn es die Aufgabe meiner ganzen Darstellung war, nachzuweisen, daß Österreich kein Zufallsgebilde, sondern eine geschichtliche Notwendigkeit, eine große von einzelnen Persönlichkeiten unabhängige Idee ist, so gilt das insbesondere von diesem jüngsten Ereignis. Je stärker die dahingeschiedene Persönlichkeit war, um so höher erhebt sich die unzerstörbare österreichische Idee noch über die Persönlichkeit. Die Zukunft Österreichs, die Sicherheit des Dreibundes steht unabhängig von einzelnen Vertretern, mögen sie noch so bedeutend sein, fest. Wenn wir diese Lehre der Geschichte festhalten, dann muß sich alles Gedeihliche daraus ergeben. Österreich ist und bleibt ein Rechtsstaat: die zu verkörpernde Idee der Völkergerechtigkeit“ (aus dem Nachwort, Seite 635-636).

Welch grandiose Fehlinterpretation eines historischen Ereignisses.

Signatur

Autor: Kralik, Richard von
Erscheinungsort: Wien
Verlag: Holzhausen
Erscheinungsjahr: 1914
Auflage: 3. Auflage
Sprache: Deutsch
Seiten: 636
Gewicht in gramm: 2044
Größe in cm: 26,1 x 19,0
Ausstattung: Gebunden, Halbleinen; Fadenheftung; Frakturdruck; 24 ganzseitige Abbildungen, teils farbig, teils s/w
Bewertung: Geringe Gebrauchsspuren/guter Zustand; Ecken leicht bestoßen; Papier etwas fleckig