„….. gleich zu Beginn des Romans läßt André Kaminski die Vergangenheit seines Protagonisten Revue passieren: Die Sehnsucht, ein Leben aus erster Hand zu führen, hat Gideon Esdur Kiebitz, einen jungen Juden, einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg dazu bewogen, den Sprung vom neunzehnten ins einundzwanzigste Jahrhundert zu wagen: nach Polen auszuwandern, um dort mit Gleichgesinnten die neue Gesellschaft aufzubauen, eine Welt der Gleichheit und Brüderlichkeit, der Freiheit von Elend und Unterdrückung. Doch nach all den Jahren ist wenig von jener Utopie übriggeblieben. Jetzt haust er, älter und weiser geworden, in Wien, fern der Insel seiner Träume, alleine und sprachlos — das Schicksal hat ihm nämlich die Sprache genommen. Vermag ihm ein Arzt zu helfen? Nach einigem Hin und Her zeichnet sich eine Möglichkeit ab: die »Korrespondenztherapie«, der Versuch also, über den Briefwechsel mit einem Therapeuten an die Wurzel des Übels zu kommen. Und ein Arzt in Zürich, ein ehemaliger Schulkamerad, erklärt sich dazu bereit — unter einer einzigen Voraussetzung: Der Kiebitz hat ihm ungeschminkt mitzuteilen, was ihm alles im einundzwanzigsten Jahrhundert widerfahren ist … Und nun beginnt der Kiebitz zu erzählen. Schritt für Schritt offenbart sich ein Leben, das einem tatsächlich die Sprache verschlägt. Ein Leben zwischen den höchsten Höhen und tiefsten Tiefen, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Aufstieg und Fall. André Kaminski erzählt mit dem Kiebitz die Geschichte eines Don Quichotte unserer Tage, die Geschichte eines fast hoffnungslosen Versuchs, sich gegen Macht und Vorurteil durchzusetzen. Und läßt dennoch der Hoffnung ihren Platz: daß dereinst der Mensch des Menschen Freund werde — unter der Bedingung allerdings, daß die Nachsicht nicht verlorengeht, der Respekt für den anderen und der Humor.“
[aus dem Klappentext des Schutzumschlages]