Über den Namen „Freistadt“ stellt der Autor am Beginn seines Buches folgende Überlegungen an:
„Leider ist dieser Name nicht so leicht zu erklären, wie es aussieht. Der Name besteht aus zwei Teilen, die beide etwas sagen. Die Bezeichnung „stadt“ oder „statt“ oder wie immer man sie geschrieben haben mag, sagt uns deutlich, daß Freistadt vom ersten Tag an als Stadt in die Geschichte eingetreten ist. Eine Stadt war im Mittelalter etwas anderes als heute: Es war ein Ort, der durch die Verleihung von Privilegien durch den Kaiser, durch einen Landesfürsten oder einen Bischof einen bestimmten rechtlichen Status erhielt, der dann schriftlich im sogenannten Stadtrecht verankert und verlautbart wurde. Oft bestand ein Ort schon lange Zeit und erhielt erst dann, wenn er eine bestimmte Entwicklungsstufe erreicht hatte, das Stadtrecht, z.B.: Enns 1212, Wien 1221. Manchmal aber, und Freistadt scheint mir dafür ein Beispiel zu sein, war eine plötzliche politische Notwendigkeit der Anlaß für eine Stadtgründung. Das entspricht durchaus dem Denken der späten Babenberger. Eine Stadt kann mit ihren Bürgern militärisch wesentlich mehr leisten als eine Burg, weil sie größer ist und weil die Bürger mit vollem Einsatz um ihren Besitz kämpfen, den sie sich mühsam erworben haben. Außerdem ist eine Stadt ein Wirtschaftszentrum, denn nur die Städte durften damals Handel und Gewerbe betreiben. Für Freistadt trifft beides zu: eine befestigte Stadt nahe der böhmischen Grenze und zugleich ein Ort in günstiger Lage an einem wichtigen Handelsweg. Der Name „frei“, also die Stadt der Freien, „Freienstadt, Freinstadt, Frienstadt, Freystadt “ ist nicht so leicht zu erklären. Daß die Bürger, die auf den rund 150 vorgesehenen Grundparzellen im Stadtbereich — im gesamten Burgfried waren es natürlich mehr — „frei“ waren, scheint mir zu wenig. Das Wort frei, das ja ein sehr umfangreicher Begriff immer war, müßte weiter gedeutet werden: Die Babenberger trachteten danach, die eben gegründete Stadt möglichst rasch zu besiedeln, denn darin lag ja der Zweck der Gründung. Man brauchte daher Leute, die diese Aufgaben, ein Haus zu errichten, Befestigungen anzulegen, militärisch wachsam zu sein und Handel und Gewerbe auszuüben, gerne übernahmen. Man mußte ihnen dazu einen Anreiz bieten. Der bestand vermutlich in dem Angebot, daß die neuen Bürger über Grund und Boden und allen Besitz innerhalb des Burgfrieds FREI verfügen konnten. Alle Urkunden aus späterer Zeit, in denen es um Besitz geht, verwenden immer wieder die Formel vom „freien aigen“ und vom „freien Burgrecht“. Vielleicht ist hier die Wurzel oder eine der Wurzeln für den Namen FREISTADT.“
Othmar Rappersberger, 1928 in Freistadt geboren, studierte nach der Matura Deutsch und Geschichte für das Lehramt an der Universität Wien und promovierte in Germanistik. Nach Lehrtätigkeit in Linz und in Wien kam er 1956 an das Bundesgymnasium Freistadt, wo er bis zum 31. 12. 1988 tätig war,
davon 1973-1988 als Direktor. Seit 1970 gab er die „Freistädter Geschichtsblätter“ im Auftrag der Stadt Freistadt heraus und hat in zahlreichen kleineren Arbeiten (Stadtführer, zwei Kirchenführer, Festschriften und Jahresberichten) einzelne Kapitel der Stadtgeschichte dargestellt. Als Stadtrat für Kultur 1969-1985 trat er entschieden für die Erhaltung des mittelalterlichen Stadtbildes ein und bemühte sich, in der Bevölkerung das Interesse für die Altstadt zu wecken. Rappersberger starb 2017.
[aus dem Klappentext zitiert]