Dieses Kochbuch hat mir meine Mutter, die viele Jahre lang Donauland-Mitglied war, hinterlassen. Es ist gespickt mit Notizen, beigelegten und angehefteten Zetteln und Rezepten und diente ihr die ganze Zeit als Küchenlexikon und Nachschlagewerk. Ich schaue heute noch gerne hinein, weil viele Grundbegriffe und grundlegende Tätigkeiten in der Küche ausführlich erklärt sind und das in ganzen Sätzen und nicht in jenem Telegrammstil, der heute typisch ist.
Ein Beispiel vielleicht? – Hier ist das Rezept für ein Rindsgulasch anno 1959:
„1 kg Rindfleisch, 1 kg Zwiebeln, 1 Eßlöffel Tomatenpüree, 1 Eßlölfel Gulaschwürze, 1 Eßlöffel Rosenpaprika, Fett
Rindsgulasch
Für 6 Personen 1 kg Zwiebeln nudlig schneiden, dazu 1 kg Rindfleisch, und zwar ist dafür am besten der sogenannte Wadschinken geeignet, sehr gut ist auch ausgelöstes Hinteres oder Schulterscherzel • Es muß darauf geachtet werden, daß immer nur eine Sorte Fleisch genommen wird, was für den guten Geschmack des Gerichtes wichtig ist.
Wir beginnen mit dem Rösten der nudlig geschnittenen Zwiebeln, die in das vorher heißgemachte Fett hineingegeben und unter beständigem Rühren gleichmäßig goldgelb angeröstet werden • Wenn dies soweit ist, geben wir einen Eßlöffel Paprika dazu, lassen noch einige Sekunden weiterrösten, löschen jedoch das Ganze sofort mil etwas Wasser ab, was ebenfalls wieder von großer Wichtigkeit ist, da bei längerem Rösten der Paprika verbrennt, seine schöne Farbe verliert und einen bitteren Geschmack annimmt • Nun geben wir das in gleichmäßige Stücke geschnittene Fleisch, das nötige Salz, das Tomatenpüree und einen Efslöffel Gulaschwürze dazu und lassen es zugedeckt langsam dünsten • Die Gulaschwürze besteht aus einem halben Löffel Majoran, 1/4 Löffel Kümmel, 1 Zehe Knoblauch, 1 kleinen Stück Zitronenschale, alles feingehackt • Das Gulasch soll nun zugedeckt mit ganz wenig Flüssigkeit langsam dünsten • Wenn das Fleisch weich ist, gießen wir noch etwas Flüssigkeit zu und lassen alles nochmals aufkochen • Dies ist das sogenannte Natursaft-Gulasch • Wünscht man viel Saft, so wird das Fleisch vor dem letzten Aufgießen mit 3 dkg Mehl gestaubt, dann erst die nötige Flüssigkeit dazugegeben und einige Zeit kochen gelassen • Das Gulasch muß eine schöne rostbraune Farbe haben und soll Fettaugen, oder, wie es in der Küchensprache heißt, es soll „Spiegel“ haben • In Ungarn wird das Gulasch zum Servieren mit nudlig geschnittenem grünem Paprika bestreut.“ (S. 408)
PS: das Kochbuch meiner Mutter habe ich natürlich behalten, bei dieser Ausgabe handelt es sich um einen Zufallsfund.