Die Wand. Roman

Haushofer, Marlen

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„Die vierzigjährige Protagonistin, die namentlich nicht genannt wird, tritt in dem Roman als Ich-Erzählerin auf. Sie reist mit ihrer Cousine Luise und deren Ehemann Hugo an einem Wochenende zu einer Jagdhütte ins Gebirge. Das Ehepaar sucht abends noch eine im Tal gelegene Gaststätte auf. Morgens vermisst die Erzählerin ihre Begleiter und verlässt die Hütte, um nach ihnen Ausschau zu halten. Doch am Ausgang der Schlucht stößt sich der bei ihr verbliebene Hund des Paares die Schnauze an einer unsichtbaren Sperre blutig. Ein Mann, der im Tal an einem Brunnen Wasser schöpft, wirkt in ihrem Fernglas wie versteinert. Es scheint, als habe ein großes Unglück alle – zumindest aber alle ihr durch die durchsichtige Wand erkennbaren – Lebewesen tödlich erstarren lassen. Die Ich-Erzählerin ist durch die rätselhafte Wand vor diesem Unglück geschützt und zugleich aber auch gefangen. Da sich das von der Wand umschlossene Gebiet über mehrere Jagdreviere erstreckt, lernt die so Isolierte allmählich, sich von den verbliebenen Vorräten, den Früchten und Tieren des Waldes und ihrem Garten zu ernähren. Zu der Sorge um ihre eigene Existenz kommt dabei bald die Sorge um verschiedene Tiere, die ihr zulaufen: neben dem Hund mehrere Katzen und eine trächtige Kuh. Während des dritten Winters fertigt sie den vorliegenden Bericht an – ohne zu wissen, ob ihn jemals jemand zu Gesicht bekommen wird. Zu ihrem früheren Leben entwickelt sie eine zunehmende Distanz, die sich besonders bei der Betrachtung ihres Verhältnisses zu ihren Töchtern ausdrückt, deren Schicksal ungewiss ist. Gegen Ende erscheint auf der Alm, welche die Frau als Sommerquartier bezogen hat, ein Mann. Da er ohne ersichtlichen Grund ihren von der Kuh geborenen jungen Stier mit einer Axt erschlägt und auch den zur Hilfe eilenden Hund tötet, läuft die Frau zur Almhütte, bewaffnet sich mit ihrem Jagdgewehr und erschießt den Mann, ohne zu zögern. Die Erzählung klingt optimistisch aus; so heißt es unter anderem: „Seit heute früh weiß ich sicher, daß Bella ein Kalb haben wird. Und, wer weiß, vielleicht wird es doch wieder junge Katzen geben.“ Die Gefangene verschiebt ihren schon wiederholt erwogenen Ausbruch, obwohl ihr sowohl die Munition als auch die Zündhölzer ausgehen. Ihr Schicksal bleibt offen.“¹

¹https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wand

 

Marlen Haushofer wurde am 11. April 1920 als Maria Helene Frauendorfer in einer Försterfamilie in Frauenstein (Oberösterreich) geboren. Auf Wunsch ihrer streng katholischen Mutter kam Marlen Frauendorfer 1930 in das Mädchenrealgymnasium und das Internat der Ursulinen in Linz, was für die 10-Jährige ein Schock war und zu Depressionen führte. Im Alter von dreizehn Jahren erkrankte sie an Lungentuberkulose, ein Jahr später an einer sehr schweren Lungenentzündung, die beinahe zum Tod geführt hätte. Nach dem Anschluss Österreichs wurde das Klostergymnasium 1938 geschlossen, die Schülerinnen mussten in eine Oberschule für Mädchen wechseln, die im Gymnasium der Kreuzschwestern untergebracht war. In dieser Zeit schrieb sie bereits Geschichten, Gedichte und manche Romankapitel – aber ohne sie jemand zu zeigen. Nach erfolgreich bestandener Matura im März 1939 meldete sich Marlen Frauendorfer zum Reichsarbeitsdienst nach Ostpreußen. Dort lernte sie den Vater ihres ersten Kindes kennen – einen deutschen Medizinstudenten, der sein Studium in Wien fortsetzte, wo Haushofer ab Jänner 1940 Germanistik und Kunstgeschichte studierte. Die Beziehung ging noch während der Schwangerschaft in die Brüche und Marlen Haushofer brachte ihren Sohn Christian heimlich in Bayern zur Welt, wo er bei der Mutter einer Freundin aufwuchs. Noch vor der Geburt hatte sie ihren späteren Ehemann, den Studenten und späteren Zahnarzt, Manfred Haushofer kennengelernt. Im November 1941 heirateten die beiden in Frauenstein; 1943 wurde der gemeinsame Sohn Manfred geboren. Die Familie übersiedelte nach Graz, wo Marlen Haushofer ihr Studium zunächst fortsetzte. Erst nach Kriegsende holten sie Marlens ersten Sohn zu sich. Als zweifache Mutter und Hausfrau brach sie ihre Dissertation ab; sie fing wieder an zu schreiben – diesmal mit der Absicht, ihre Geschichten auch zu veröffentlichen. Ab 1946 publizierte Marlen Haushofer in österreichischen Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften wie in „Die Presse„, „Kurier am Sonntag„, „Neues Volksblatt„, „Oberösterreichische Nachrichten“, „Salzburger Nachrichten“ und „Wiener Zeitung“. 1947 übersiedelte sie mit Mann und den Kindern nach Steyr, wo Manfred Haushofer eine Stelle als Leiter eines Zahnambulatoriums gefunden hatte. Sie selbst unternahm regelmäßige Fahrten nach Wien und suchte 1948 Anschluss an die Wiener literarische Szene, wobei sie sich an Hermann Hakel (Herausgeber der Zeitschrift „Lynkeus“) wandte, einen Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Förderer literarischer Talente, der den „P.E.N.-Club“, eine Aktion zur Förderung junger Autoren, betreute. Zum Autoren-Kreis des PEN-Klubs gehörten Schriftstellerinnen wie Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Christine Busta und Friederike Mayröcker, die in Hermann Hakel einen Gönner in literarischen Angelegenheiten sahen. Der erste Text, den Marlen Haushofer dort vorstellte, war die Erzählung „Für eine unvergessliche Zwillingsschwester„. Entscheidend wurde für Marlen Haushofer der freundschaftliche Kontakt mit Hans Weigel, einem Kabarettisten, Theaterkritiker, Feuilletonisten und Molière-Übersetzer, der Lesungen von jungen Autoren organisierte und Veröffentlichungen ihrer Arbeiten vermittelte. Ihre beiden ersten Romane veröffentlichte Marlen Haushofer auf Anraten Hans Weigels nicht, sie sind verschollen. In der von Weigel gestarteten literarischen Reihe „Junge österreichische Autoren“ erschien 1952 Marlen Haushofers erstes Buch, die Erzählung „Das fünfte Jahr“, für die sie 1953 den Förderungspreis des Unterrichtsministeriums erhielt. 1954 publizierte Marlen Haushofer ihren ersten Roman, „Eine Handvoll Leben“, womit sie auch in Deutschland und der Schweiz durch Buchbesprechungen in Zeitungen und Autorenlesungen einen beachtlichen literarischen Erfolg erzielte. 1956 veröffentlichte sie in der vom Lyriker Rudolf Felmayer herausgegebenen Reihe „Neue Dichtung aus Österreich“ ihren ersten Erzählungsband mit dem Titel „Vergissmeinnichtquelle“ im Bergland-Verlag, 1958 erschien die Novelle „Wir töten Stella„. Es gelang Marlen Haushofer, sich im Alltag als Zahnarztgattin und Mutter die Zeit zum Schreiben zu nehmen – sodass ihr Werk neben vier Kinderbüchern insgesamt sechs Romane sowie einige Erzählbände umfasst. Aber sie litt unter ihren schwierigen privaten Umständen: auf Grund gravierender familiärer Probleme hatten sich Marlen und Manfred Haushofer 1950 scheiden lassen; das Paar trennte sich aber nicht – man hielt die Scheidung geheim, auch vor den Söhnen. Marlen hatte Mühe, die Hausarbeit, die Erziehung der beiden heranwachsenden Söhne und die literarische Tätigkeit zu vereinbaren. 1958 heiratete sie ihren (früheren) Ehemann ein zweites Mal. 1960 begann Marlen Haushofer an ihrem Roman „Die Wand“ zu schreiben, den sie nach ungefähr eineinhalb Jahren fertig gestellt hatte. 1963 wurde ihr für diesen Roman der Arthur-Schnitzler Preis zuerkannt. Mitte der 1960er-Jahre erkrankte Marlen Haushofer an Knochenkrebs. Sie unternahm 1967 und 1968 Urlaubsreisen nach Italien, um sich von den Anstrengungen des Schreibens und des Haushalts zu erholen, aber ihr gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich immer mehr.

Marlen Haushofer starb am 21. März 1970 nach einer Operation in Wien und wurde am Stadtfriedhof in Steyr begraben.

Signatur

Autor: Haushofer, Marlen
Erscheinungsort: München
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr: 1999
ISBN: 3423125977
Reihe: dtv 12597
Sprache: Deutsch
Seiten: 261
Gewicht in gramm: 236
Größe in cm: 19,2 x 12,0
Ausstattung: Taschenbuch
Bewertung: Einwandfreier Zustand/wie neu; Stempel der Vorbesitzerin auf der Vorsatzseite