Die Front in Fels und Eis. Der Weltkrieg 1914-1918 im Hochgebirge. Mit einr Übersicht über den heutigen Zustand des ehemaligen Frontgebietes von Oberstleutnant Walther Schaumann

Langes, Gunther

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Neben der Westfront in Flandern und Nordfrankreich und der Ostfront in Ostpreussen, Russland und Galizien war die Südfront in den Dolomiten und am Isonzo der dritte Hauptkriegsschauplatz des Ersten Weltkrieges. 600 Kilometer war sie lang und reichte vom Stilfserjoch  an der Schweizer Grenze bis zu den Karnischen Alpen in Kärnten und den Julischen Alpen in Slowenien, bevor sie in die Isonzofront überging, die im Anschluss bis Monfalcone an der Adria reichte. Aber warum gab es eigentlich die Dolomitenfront?

Kurz zum Hintergrund: das Verhältnis der europäischen Mächte zueinander war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch ein ausgeklügeltes Bündnissystem charakterisiert. Besonders der deutsche Kanzler Bismarck war ein Meister im Schmieden solcher Bündnisse. Getrieben von der Angst vor einem Wiedererstarken Frankreichs nach dem verlorenen deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und der Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Frankreich und Russland, was seiner Vorstellung nach Deutschland in einen Zweifrontenkrieg getrieben hätte, war seine Außenpolitik auf die Bewahrung eines Mächtegleichgewichts in Europa konzentriert, heute würde man es Balance of Power nennen. Der Zweibund mit Österreich-Ungarn von 1879, der bis zur Niederlage der Mittelmächte als Ergebnis des Ersten Weltkrieges bestand, war ebenso Ausdruck und Ergebnis dieser Bemühungen wie das Dreikaiserbündnis von 1881 zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland, das aber bereits Mitte der 1880er Jahre wegen der tiefgreifenden Gegensätze zwischen Österreich-Ungarn und Russland am Balkan zerbrach. 1882 wurde der Zweibund durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert, womit Bismarcks Bündnissystem seine größte Ausdehnung erreichte. Der Dreibund hatte defensiven Charakter und verpflichtete die Mitglieder zur gegeseitigen, auch militärischen, Unterstützung für den Fall, dass einer der Bündnispartner von einer anderen Macht unprovozierterweise angegriffen worden wäre. Für Italiens Beitritt waren vor allem seine kolonialen Expansionsbestrebungen motivierend, denn dadurch geriet das junge Königreich in Nordafrika in Konflikt mit Frankreich und auf dem Balkan in Gegensatz zu Russland. In beiden Fällen kam es jedoch im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte zu einem Ausgleich der Gegensätze, sodass der Dreibund an Wichtigkeit verlor. Zudem belastete die Annexion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn 1908 das Verhältnis zu Italien schwer. Auf der anderen Seite kam es 1904 zum Abschluss eines Bündnisses zwischen Großbritannien und Frankreich, der Entente Cordiale, das in erster Linie dem Ausgleich kolonialer Interessen diente, das 1907 durch den Beitritt Russlands zur Triple Entente erweitert wurde.

Dies war die Situation beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Italien erklärte seine Neuträlität mit dem Hinweis, es handle sich um keinen Defensivkrieg. Wohl entscheidender waren die Versprechungen der Entente, die diese Italien gegenüber machte für den Fall, dass Italien den Mittelmächten den Krieg erklärte. Es handelte sich hierbei um den Erwerb der italienischsprachigen Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie. Im geheimen Londonder Vertrag vom April 1915 wurden diese Versprechungen formell zugesagt und bereits im Mai 1915 erfolgte die Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn.

Eine schier unüberblickbare Menge an Publikationen ist zur Geschichte des Ersten Weltkrieges erschienen und auch der Krieg an der Südfront, in den Dolomiten und am Isonzo, ist bestens dokumentiert. Zahlreiche wissenschaftlich fundierte Abhandlungen, ebenso zahlreiche persönlich gefärbte Erlebnisberichte und leider auch so manch ideologisch getriebene Darstellung machen diese Menge an Literatur aus. Der vorliegende Band „Die Front in Fels und Eis“ reiht sich in die Liste der persönlichen Erlebnisschilderungen ein. Sein Autor, ein erstklassiger Alpinist (die Erstbegehung der Schleierkante an der Cima della Madonna in den Dolomiten sei hier beispielhaft erwähnt), ein Skipionier (ihm wird die Erfindung des Riesentorlaufs anlässlich eines Skirennes am Marmolata-Gletscher 1935 zugeschrieben) und ein Verfasser zahlreicher, vor allem klettertechnischer Werke und von Büchern über die Dolomiten meldete sich 1916 als 17-Jähriger freiwillig zu den Tiroler Kaiserjägern. Bis Kriegsende nahm er an den Kämpfen am Ortler, auf der Marmolata, an den Tofanen und im Gebiet der Sieben Gemeinden (Sette Comuni) in den südlichen Voralpen in der heutigen Provinz Vicenza teil. Seine Schilderungen sind detailreich, chronologisch und lassen den Leser und die Leserin durch den persönlichen Blickwinkel am Geschehen förmlich teilhaben. Der Band endet mit einem Kapitel von Oberstleutnant Walther Schaumann, der die Relikte und Pfade des ehemaligen Gebirgskrieges beschreibt.

Signatur

Autor: Langes, Gunther
Erscheinungsort: Bozen
Verlag: Athesia
Erscheinungsjahr: 1979
Auflage: 7. Auflage
ISBN: 8870141179
Sprache: Deutsch
Seiten: 252
Gewicht in gramm: 919
Größe in cm: 25,5 x 19,2
Ausstattung: Gebunden; mit zahlreichen Skizzen und s/w Abbildungen; Skizze des Frontverlaufs am vorderen und hinteren Buchdeckel; Literaturhinweise, Personen- und Ortsregister
Bewertung: Kaum Gebrauchsspuren/fast neu; Stempel des Vorbesitzers auf Vor- und Haupttitel