Das Y im Namen dieser Stadt. Ein Steyr Lesebuch

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Eine Beschreibung des Buchinhaltes finden Sie im Anschluss. Sie stammt aus dem Vorwort (S. 7-8):

Eine kleine Stadt, alt und grün, mit Industrie, einem Werk, das unentwegt rüstet, im Zehnjahresschnitt auch Bürgermeister fertigt, mit konsumverlorenen Bewohnern, Giebeldächern, Schornsteinen, Kirchturmspitzen, zwei Flüssen, die in regelmäßigen Abständen über ihre Ufer treten. Ausgefranst von Äckern, Supermärkten, Ei­genheimen, versorgt mit Friedhöfen, Freudenhäusern, Tankstellen, Parkuhren, Ruhetagen, einem Zuchthaus im Nachbarort. Eine Stadt mitten in Österreich, weder Ost noch West, abseits der großen Frachtlinien, trotzdem hart an der Grenze, mit einer rebellischen Geschichte, aufständischen Bürgern und Bauern, Waldensern, die außerhalb der Stadtmauern verbrannt, Wiedertäufern, die enthaup­tet oder ertränkt, Protestanten, die vertrieben werden, sozialdemo­kratischen, gar kommunistischen Agitatoren, denen es nicht besser ergeht, einem Patron schließlich, viel gelobt und in Bronze gegossen und aufgerichtet am Rande einer Gartenanlage, Arbeit ehrt. Diese Stadt wollte ich mir schon vor langem beschreiben, nicht erklären lassen: von Besuchern, Zugezogenen, Eingeborenen.

Die Absicht war klar: Wir wollten die Stadt, in der wir aufge­wachsen sind, Till weiterhin lebt, mittels Erzählungen, Berichten und Gedichten erkunden, durchqueren, umrunden, vermessen, wobei uns mehr die Peripherie anzog als das sogenannte Zentrum, auch die Wege hierher und zurück, aber letztlich ist Steyr als Gan­zes und samt seinem Umfeld ein Ort am Rand, darüber kann auch die amtliche Mitteilung nicht hinwegtäuschen, daß es das höchste Median-Einkommen Österreichs aufweist. Mit dem Stolz auf das aufgeblühte Wirtschaftsleben, die industrielle und technologische Hochleistung geht die Angst vor dem Niedergang einher. Elend und Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von jeglicher Konjunktur. Das Wissen darum ist in Steyr nicht verlorengegangen, nur äußert es sich verhohlen. Wir versuchten der Erinnerung nachzuhelfen, indem wir eine Zeitspanne von rund hundert Jahren gewählt ha­ben. Werndls Waffenfabrik, Steyr-Werke, Krise, Klassenkampf, Na­ziterror, Frieden und Restauration. Dies alles gehört zur Gegenwart, auch wenn manches vor unserer Lebenszeit liegt.

Die Reihung der Texte erfolgte chronologisch, wann immer das möglich war, allerdings haben wir uns auch bemüht, sie miteinander zu verzahnen, dergestalt, daß sich manchmal, lesend, eine Annähe­rung aus unterschiedlichen Perspektiven ergibt. Uns lag nichts an Beschwichtigung und Verklärung, wir wollten auch keine Bestands­aufnahme lokaler Literaten liefern (das hätte für die ersten fünfzig Jahre des 20. Jahrhunderts ein wahrhaft erbärmliches Ergebnis ge­bracht, mit dem geballten Mittelmaß der Reimschmiede Blümelhuber, Goldbacher, Stöger, dazu die frömmelnde Frau von Handel-Mazzetti), sondern Steyrer Verhältnisse zur Darstellung bringen, in ihren Widersprüchen, in den Handlungen, Reden und Versäum­nissen von Menschen, und was daraus für andere Menschen erfolgt. Das Besondere eben, in dem das Allgemeine aufgehoben ist.

Insgesamt sind es 52 Beiträge zeitgenössischer Autorinnen und Autoren, die diesen Sammelband ausmachen.

 

Signatur

Herausgeber: Hackl, Erich; Mairhofer, Till
Erscheinungsort: Steyr
Verlag: Ennsthaler
Erscheinungsjahr: 2005
ISBN: 3850686469
Sprache: Deutsch
Seiten: 423
Gewicht in gramm: 707
Größe in cm: 23,0 x 14,1
Ausstattung: Paperback; Sammelband mit den Lebensdaten und einem Quellenverzeichnis der beteiligten Autoren
Bewertung: Kaum Gebrauchsspuren/fast neu; Buchrücken leicht wellig