Die Einführung zum Buch auf der Vorsatzseite skizziert die wissenschaftliche These, die der Autor im Hinblick auf „Geisteskrankheiten“ entwickelt:
„Thomas J. Scheff, ein Vertreter der soziologischen Schule des >Interaktionismus<, entwickelt in diesem Buch einen neuen theoretischen Rahmen für das Studium psychiatrischer Symptome. Es geht ihm um eine systematische und rigorose soziologische Neudefinition dieser Phänomene, von denen man bisher annahm, es handele sich um im Innern des Betroffenen, in seinem genetischen oder psychischen System lokalisierte Defekte. Dagegen vertritt Scheff die These, daß psychiatrische Symptome in der sozialen Interaktion zwischen dem Individuum und den Personen sowie Institutionen seines sozialen Umfelds allererst entstehen und Gestalt annehmen. Er erkennt in ihnen das Ergebnis einer komplexen Aufeinanderfolge gesellschaftlicher Prozesse: Regelbruch von seiten des einzelnen, Ahndung dieses Regelbruchs durch die Gesellschaft, indem dem Regelverletzer das Etikett >Geisteskrankheit< angeheftet wird, dadurch ausgelöster Statuswechsel des Regelverletzers, d. h. Übergang vom Status des >Normalen< in den des >Geisteskranken< mit allen stigmatisierenden Konsequenzen.“
Thomas J. Scheff, geboren 1929, studierte zunächst Physik, dann Soziologie und war seit 1967 Professor für Soziologie an der University of California, Santa Barbara. Scheff hat ntehrfach versucht, seine theoretischen Erkenntnisse über Struktur und Genese psychischer Störungen auch praktisch anzuwenden. So war er u. a. Berater der „Palo Alto Medical Research Foundation“, des „Joint Information Service of the American Psychiatric Association and National Association of Mental Health“ und gehörte auch dem „Advisory Council of Mental Health, State of California“ an. In seinen zahlreichen Publikationen befasst er sich vor allem mit dem Zusammenhang von psychischen Störungen und sozialen Prozessen.