Belauschte Tierwelt. Ein Bilderwerk mit Text aus dem Leben der Tiere. Mit Geleitwort von Geh. Rat Professor L. Heck

Berger, Arthur

11,00 

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Die großformatigen Aufnahmen dieses Bildbandes üben eine ganz eigene Faszination aus. Sie sind alt, gewiss, sehr alt sogar (was man auch an der groben Körnung der Bilder feststellen kann), aber sie vermittlen auch das Gefühl, in die Vergangenheit zu schauen, vielleicht etwas zu sehen, das es heute gar nicht mehr gibt. Der auf S. 165 abgebildete Kaiseradler ist vielleicht so ein Geschöpf, ganz sicher ist es aber der Luchs (S. 175), den wir auch heute nach wie vor nicht zu Gesicht bekommen, trotz aller Bemühungen um eine Wiederansiedlung. Und vom damals so bezeichneten „Lämmergeier“, dem Bartgeier, gibt es gleich gar kein Foto mehr, er wurde in den Alpen ausgerottet, weil nach Meinung auch unseres Autors der Volksmund behauptete, dieser „schönste Raubvogel der Welt“ (S. 165) würde auch ab und zu ein unbewacht in der Wiege liegendes Kind holen. Gott sei Dank gehört dieses Vorurteil der Vergangenheit an die seit Jahren laufenden Aufzucht- und Wiederansiedlungsprogramme der Naturschutzorganisationen scheinen von Erfolg gekrönt zu sein.

Dies sind bereits einige Details, die mir beim Durchblättern des großformatigen Bandes aufgefallen sind. Was der Autor aber insgesamt mit seinem Werk bezwecken wollte, erfährt man am Besten aus dem Vorwort:

„Viele tausend Seiten hat das Wunderbuch der Natur. Wir schlagen es auf, da und dort, und greifen ohne Wahl die Bilder heraus: jedes zeigt ein anders gestaltetes Geschöpf. Und sie alle leben unterworfen dem Zauberwort des Werdens und Ver­gehens. Der Mensch aber hat sich daran gewöhnt, die Tiere von seine m Gesichtspunkt zu betrachen, in dem stolzen Bewußtsein und Glauben, daß er etwas Besonderes sei, weil die Schöpfermacht ihm den Geist gab, sich loszulösen von der übrigen Natur. Mit dieser Überhebung entwickelte sich eine Verachtung aller Wesen der Erde. Die Menschen nutzten sie aus, vernichteten sie, wo es ihnen paßte, je nach Laune, alle Tiere waren vogelfrei. Erst allmählich brach sich, ….., das Bewußtsein Bahn, daß wir Menschen wohl die Macht und das Recht haben, uns die Tier­welt untertan, sie uns dienstbar zu machen, nicht aber, sie zu mi ßbrauchen. In früheren Jahrzehnten ist gegen dieses Gebot der reinen Vernunft schmählich gesündigt worden, in sinnloser, schändlichster Weise sind viele Tierarten ausgerottet worden, die man heute nur zu gern wieder zum Leben erwecken möchte. Zu spät.

Langsam trat ein Umschwung ein, nicht diktiert von kalt rechnendem Nützlichkeitsstandpunkt, sondern weil die Menschen der Tierwelt näher traten. Schon in die Herzen unserer Kleinsten legen wir heute das Samenkorn der Tierliebe, und aus ihm sproßt das Verstehen für das Leben und die Gewohnheiten dieser uns untertanen Wesen: das Kind lernt die Wunder und Schönheit der Natur mit offenem verständigen Auge sehen. Doch wie wenige Tiere bekommt z. B. das Großstadtkind in Freiheit zu Gesicht? Da müssen die Bilder aushelfen. Heute, wo die Technik so herrlich weit entwickelt ist, können wir im Lichtbild die Wunder zeigen, mit denen die Natur bevölkert ist. Belehrendes mag aber der sich nach Erholung Sehnende in den Mußestunden nicht immer vorgesetzt bekommen. Deshalb ist die Zusammenstellung der Bilder dieses Buches nicht vom wissenschaftlichen Standpunkt ausgehend, an Hand der Systematik erfolgt, sondern der Beschauer und Leser soll in ferne Länder geführt, ihm sollen Ausschnitte der Natur gezeigt werden, Stunden in der Wildnis oder vor dem Käfig soll er miterleben. Von Begegnungen mit Tieren will ich erzählen, die ich auf meinen jahrelangen Reisen durch die Wildnisse aller fünf Erdteile, in der eisigen Kälte des Polarmeeres, im Dschungel Indiens, in den nordamerikanischen Prärien, dem australischen Buschland, unter afrikanischer Sonne in Urwald, Steppe und fieberschwangerem Sumpfland, gehabt habe. Als Jäger zog ich aus, aber gar bald überwog bei mir die Freude an der Beobachtung, am Belauschen der Tierwelt. Hierin aber findet der Naturfreund wahren Genuß, durch das Verstehen kommt er der Tierwelt näher, er lernt, ….., „den Schöpfer im Geschöpfe ehren“.

Dieses Buch will unterhalten, nicht belehren.“

Signatur

Autor: Berger, Arthur
Erscheinungsort: Berlin
Verlag: Deutsche Buch-Gemeinschaft
Erscheinungsjahr: 1930
Sprache: Deutsch
Seiten: 240
Gewicht in gramm: 1736
Größe in cm: 28,3 x 34,8
Ausstattung: Gebunden, illustriertes Leinen mit Lederrücken und Goldprägung; Fadenheftung; querformatiger Bildband mit ausschließlich s/w Aufnahmen
Bewertung: Geringe Gebrauchsspuren/guter Zustand; der Buchdeckel ist etwas berieben und bestoßen; das Papier ist nachgedunkelt und Vorsatz- und Nachsatzseiten sind fleckig, der Buchblock selber hat keine Flecken