Ach, diese Lücke diese entsetzliche Lücke. Alle Toten fliegen hoch, Teil 3. Roman

Meyerhoff, Joachim

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„Früher war das Leben von mehreren Generationen in einem Haus der Normalzustand, heute hingegen ist dieses Wohnmodell eher selten anzutreffen. Kinder ziehen zum Studieren in eine andere Stadt, die Alten gehen lieber ins Heim als ihren Angehörigen zur Last zu fallen. Dass ein Enkel zu seinen Großeltern zieht um bei ihnen während des Studiums oder der Ausbildung unterzukommen, ist wohl eher die Ausnahme. Dass so eine Art von Wohngemeinschaft auf beiden Seiten Kompromisse erfordert und Welten aufeinanderprallen können, kann sich wohl jeder gut vorstellen. In seinem RomanAch diese Lücke, diese entsetzliche Lücke erzählt Joachim Meyerhoff von genau diesem Erlebnis, der Zeit, in der er als Schauspielschüler der Otto-Falckenberg-Schule für Schauspielerei in München bei seinen Großeltern lebte. Eigentlich wollte Joachim ja als Zivi mit vielen attraktiven Schwesternschülerinnen im Schwesternwohnheim wohnen. Als er dann jedoch unerwartet mit Ach und Krach die Aufnahmeprüfung der Otto-Falckenberg-Schule für Schauspielerei besteht, entscheidet er sich um, schließlich bekommt nicht jeder die Chance, einen der begehrten Plätze zu erhalten. Da die Wohnoption im Schwesternwohnheim nun nicht mehr besteht und Wohnraum in München schon immer schwer zu finden war, entschließt er sich, bei seinen Großeltern einzuziehen. Dass das Leben mit den alten Herrschaften nicht ganz einfach wird, war ihm von vornherein klar. Seine Großmutter, einst eine schillernde Diva und ebenfalls Schauspielerin und sein Großvater, ein emeritierter Professor der Philosophie haben im Laufe ihres langen Lebens so manche Gewohnheiten angesammelt, die sich jetzt in einer durchgetakteten Tagesstruktur widerspiegeln. Vor allem der Alkohol hat seine festen Zeiten, die morgens mit dem Gurgelwasser beginnen und bis zum Abend durch viele Weine, Champagner oder andere Alkoholika fortgesetzt werden. Ist Joachim tagsüber an der Schauspielschule und wird systematisch in seine Einzelteile zerlegt, ertränkt er abends seine Verwirrung auf dem opulenten Sofa in Rotwein und anderen Getränken. Aus dem Kontrast zwischen großelterlichem Irrsinn und ausbildungsbedingtem Ich-Zerfall entstehen die ihn völlig überfordernden Ereignisse, die seine Zeit bei den Großeltern fortwährend begleiten.

MitAch diese Lücke, diese entsetzliche Lücke ist der dritte Teil der sechsteiligen Reihe „Alle Toten fliegen hoch“, welches er zunächst im Wiener Burgtheater als Erzählstück aufgeführt hatte, erschienen. Berichtet er im ersten Teil noch von seine Kindheit und dem Aufwachsen auf dem Anstaltsgelände einer Schleswiger Kinder- und Jugendpsychiatrie, von der sein Vater Direktor war, geht es im zweiten Buch um sein Austauschjahr in Amerika. Der dritte Teil handelt von seinem Schauspielstudium in München, währenddessen er bei seinen Großeltern lebt. Mit viel Humor und Witz gibt er den Alltag bei seinen Großeltern wieder, deren Tage regelmäßiger nicht sein könnten. Jeder Urlaub gleicht sich, die Einrichtung über all die Jahre hinweg unverändert, jedes Ding hat seinen festen Platz, der durch unerwünschte Abdrücke in Holz oder Teppich bezeugt wird. Allein das Alter vermag Veränderungen zu erzwingen, die stillschweigend hingenommen werden müssen. Meyerhoff wird in diesen Ablauf eingefügt und selbst zu einem Teil der Struktur, wenn er an den Mahlzeiten, die Ritualen ähneln, teilnimmt oder die in kurzen Abständen folgenden Drinks serviert bekommt. Neben der beruhigenden Konstanz des Hauses erfährt Meyerhoff in seinem Leben als Schauspielschüler das komplette Gegenteil. Kein Tag gleicht dem anderen, jeder Tag wartet mit neuen Herausforderungen auf, von der ihn jede aufs Neue an den Rand der Überforderung oder sogar darüber hinaus bringt. Selbstironisch und mit dem Abstand der Jahre blickt der Autor auf diese Jahre zurück und gewährt dem Leser Einblicke in zwei bizarre Welten. Auch sprachlich kann der Roman überzeugen, drückt sich Meyerhoff doch sehr elegant und gewählt aus, ohne dabei geschwollen zu klingen. Einfühlsam schaut er hinter die Kulissen seiner Großeltern, die auf eine nicht immer einfache Vergangenheit zurückblicken.“¹

¹https://www.belletristik-couch.de/titel/3995-ach-diese-luecke-diese-entsetzliche-luecke/

Joachim Meyerhoff wurde 1967 in Homburg an der Saar geboren und ist in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Während er mit 17 Jahren ein Austauschjahr in Amerika verbringt, stirbt einer seiner älteren Brüder bei einem Autounfall. Nach seiner Rückkehr aus Amerika beginnt er 1989 eine dreijährige Schauspielausbildung in München. Anschließend erhält er verschiedene Engagements und Anstellungen. Seit 2005 gehört er zum Ensemble des Wiener Burgtheaters und seit 2013 ist er Mitglied eines Ensembles des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. 2007 erhielt er den Titel „Schauspieler des Jahres“ für seine Rolle in Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Auch als Schriftsteller ist Meyerhoff erfolgreich. Er schreibt über sein Leben in einer mehrteiligen Autobiographie, deren erster Teil 2011 unter dem Titel „Alle Toten fliegen hoch – Amerika“ erschien und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Das Projekt führt er selbst im Burgtheater Wien auf. Mit seiner Schauspielkollegin Christiane von Poelnitz hat Meyerhoff zwei Töchter.²

²https://www.lovelybooks.de/autor/Joachim-Meyerhoff/

Von Joachim Meyerhoff sind bis jetzt fünf Bücher seiner autobiografischen Serie erschienen. In der Reihenfolge ihres Erscheinens sind dies:

„Alle Toten fliegen hoch, Teil 1: Amerika“ (2011)

„Wann wird es endlich wieder so wie es nie war. Alle Toten fliegen hoch, Teil 2“ (2013)

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Alle Toten fliegen hoch, Teil 3“ (2015)

„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ (2017)

„Hamster im hinteren Stromgebiet“ (2020)

Signatur

Autor: Meyerhoff, Joachim
Erscheinungsort: Köln
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsjahr: 2016
Auflage: 3. Auflage / 9. Auflage
ISBN: 9783462048285
Sprache: Deutsch
Seiten: 348
Gewicht in gramm: 453
Größe in cm: 21,0 x 13,3
Ausstattung: Gebunden mit Schutzumschlag
Bewertung: Einwandreier Zustand/wie neu